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GoEast 2017 – Von Leipzig nach Tschernobyl – Teil 2

GoEast 2017

GoEast 2017 – Von Leipzig nach Tschernobyl – Teil 1
GoEast 2017 – Von Leipzig nach Tschernobyl – Teil 2
GoEast 2017 – Von Leipzig nach Tschernobyl – Teil 3

Die Route

Start in Leipzig – Übernachtung in Brünn (Tschechische Republik) – Fahrt durch die Slowakei – Übernachtungen in Budapest (Ungarn) – Übernachtung in Cluj-Napoca (Rumänien) – Fahrt durch Moldawien – Übernachtungen in Kiew inklusive Tagesausflug nach Tschernobyl.

Die Route von Leipzig nach Tschernobyl

Der zweite Teil meines Reiseberichtes beginnt mit der Abfahrt in Cluj-Napoca gegen 16 Uhr. Vor uns liegen etwas über 14 Stunden Busfahrt. Dachten wir.

In den letzten Tagen kam bei einem Gespräch über Virtual Caches irgendwann Europaeische Paesse ins Spiel. Ein kurzer Blick auf die Landkarte und unsere weitere Route verriet: Da sind ein paar Serpentinen, da muß auch irgendwo ein Pass kommen. Und richtig, ein Großteil der Reisegruppe kann den Cache mit dem Pasul Mestecăniș in den Ostkarpaten loggen. Vorher muß der Bus aber erst einmal die Straße zur Passhöhe hochfahren. Und die ist tatsächlich schneebedeckt…

Wir kommen relativ gut durch und stehen gegen 23 Uhr am Grenzübergang Siret. Genau, stehen. Denn wir sind an der Außengrenze der EU, hier gehen die Uhren etwas anders. Wer bisher nur innerhalb des Schengenraumes unterwegs war, kennt Grenzkontrollen gar nicht, aber hier sind sie immer noch Realität. Wie übrigens auch zwischen Ungarn und Rumänien, weil Rumänien noch nicht dem Schengener Abkommen beigetreten ist.

Liebe Kinder, Opa erzählt jetzt mal vom Krieg: Das Spiel läuft immer gleich ab. Entweder kommen Grenzer beider Länder in den Bus und sammeln die Pässe ein, nicht ohne jeden Reisenden genauestens mit seinem Passfoto zu vergleichen. Ein Hoch auf diese tollen biometrischen Fotos 🙂 Dann wartet man und irgendwann bekommt der Busfahrer einen Stapel Pässe in die Hand gedrückt, die er wieder austeilen darf. Im Optimalfall ist jeder Pass um einen Einreisestempel reicher. Alternativ wird das Ganze aufgeteilt und jedes Land sammelt für sich die Pässe ein und überprüft sie. Das verdoppelt den Spaß für die Grenzer, aber leider eben auch die Wartezeit für die Reisenden.

Wie auch immer, nach grob einer Stunde dürften wir in die Ukraine einreisen, um kurz darauf wieder auszureisen. Und wieder einzureisen. Das hängt weniger mit der Sammelleidenschaft für ukrainische Stempel im Pass zusammen, als viel mehr mit den lokalen Gegebenheiten, wir wollen ja nach Moldawien und dann weiter nach Kiew.

Ich weiß bis heute nicht, ob das Zufall war oder der Busfahrer das geplant hat, aber als wir über der Grenze sind, ertönt „Wind of Change“ aus den Boxen. Man muß sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: „Wind of Change“. Bei der Einreise in die ehemalige Sowjetunion. Bri – lli – ant!

Moldawien

Moldawien (offiziell auf Rumänisch Republica Moldova) ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Westen an Rumänien. Im Norden, Osten und Süden wird Moldawien vollständig von der Ukraine umschlossen, so dass kein direkter Zugang zum stellenweise nur zwei Kilometer entfernten Schwarzen Meer besteht.

Zu Moldawien gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Außer vielleicht, daß eine einzige [hier bitte eine gerne auch nicht jugendfreie Bezeichnung deiner Wahl einfügen] Zöllnerin es geschafft hat, einen kompletten Bus inklusive 2 Fahrern ewig hinzuhalten und zu nerven. Egal, wir waren auf moldawischem Staatsgebiet, Länderpunkt abgehakt und weiter gehts in Richtung Kiew.

Nachdem ich etwas geschlafen habe und es langsam hell wird, schaue ich mir die Umgebung mal etwas an, soweit das aus dem fahrenden Bus geht. Die Straßen sind Feldwege! Okay, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, aber ich sehe quasi nur den „Seitenstreifen“ und der ist eben ein besserer Feldweg. Wenn der Bus mal wieder einem Schlagloch ausweichen muß, sieht man schon, daß der Rest der Straße asphaltiert ist.

Wir halten noch einmal an einer Tankstelle, die übermüdet und bei Regen ziemlich dreckig und vermüllt aussieht. Es heißt ja immer, daß der erste Eindruck täuscht. So ist es scheinbar auch mit der Ukraine.

Kiew

Kiew (ukrainisch Київ/Kyjiw; russisch Киев/Kijew) ist die Hauptstadt und größte Stadt der Ukraine sowie Verwaltungssitz der Oblast Kiew und des Rajon Kiew-Swjatoschyn. Sie liegt am bis hierhin für kleinere Seeschiffe befahrbaren Dnepr und hat etwa 2,9 Millionen Einwohner im Stadtgebiet, die Agglomeration umfasst mehr als vier Millionen Einwohner.

Kurz vor Mittag kommen wir nach 20 Stunden im Bus am Hotel in Kiew an. Kurz frisch machen und dann schauen wir uns mal die Stadt an. Also erstmal cachenderweise zur Metro, unterwegs wird noch etwas Geld gewechselt. Wir wissen zwar, wo die nächste Metrostation („Universytet“, Університет, Nummer 118) ist, aber nicht, wo wir zuerst hinfahren wollen. Spontan wird der Maidan zum passenden Ziel erklärt und entpuppt sich auch als guter Startpunkt. Vor der Fahrt benötigen wir Plastikchips, die man an einem Schalter kaufen kann. Allerdings maximal zwei Stück. Auf keinen Fall mehr!

Was wir aus den Nachrichten als „der Maidan“ kennen, heißt offiziell Majdan Nesaleschnosti (Майдан Незалежності, deutsch Unabhängigkeitsplatz). Dies ist der große Platz in der Innenstadt, auf dem es 2013/14 erst zu Demonstrationen („Euromaidan“), später zu einer Eskalation mit Straßenschlachten und über 100 Toten gekommen ist.

Da wir an der Haltestelle Khreshchatyk die Metro verlassen, laufen wir die Heroyiv Nebesnoyi Sotni Alley („Allee der Helden der Himmlischen Hundert“) herunter, am Hotel Ukrajina vorbei und an vielen Erinnerungsstellen für die Opfer.

Einen Überblick über den kompletten Platz kriegen wir am Cache Overlooking Maidan (Kyiv Metro Series). Wir laufen über den Platz und als wir am Ende angekommen sind, lockt uns der leere Magen in ein nettes kleines Restaurant namens Хачапури и вино. Laut Google Translate heißt das „Khachapuri und Wein“. Das Essen ist sehr gut, allerdings hat niemand gemerkt, daß wir hier georgisch und nicht ukrainisch essen waren. Nicht zum letzten Mal auf dieser Tour.

Den Rest des Tages verbringen wir mit weiterer Dosensuche und fahren irgendwann zum Hotel zurück. Als ich in der Metrostation am Handyhüllenkauf zweiter Mitreisender teilhaben darf, frage ich einmal spontan nach, wie das denn so ist mit den ukrainischen Simkarten. Vollkommen unkompliziert. Karte kaufen, einlegen, 111 anrufen, SMS empfangen, online sein. Ein paar Minuten später habe ich eine ukrainische Vodafone-Karte und 4 GB mobiles Internet. Kosten: 60 UAH. 28 sind ein Euro…

Der nächste Tag beginnt mit einem für westliche Mägen etwas gewöhnungsbedürftigen Frühstück. Es muß ja nicht der Hering sein oder der Krautsalat, es können auch einfach Blinis sein. Danach geht es für mich eine Runde durch den Botanischen Garten, der quasi direkt gegenüber unseres Hotels liegt. Ein paar Dosen später zeigt sich mal wieder, wie gut sich Geocaching dafür eignet, Ecken zu sehen, an die man sonst nie gekommen wäre. Ein kurzer Multi führt uns zur „Ukrainischen Madonna“, einem Mosaik, das sich sehr gut in einem Hinterhof versteckt.

Wir cachen uns wieder zur Metro und fahren zur Station Arsenalna, der mit über 100 Metern tiefsten Metrostation der Welt. Reichlich überbewertet, auch, weil die Rolltreppen wesentlich schneller sind, als wir das von Deutschland gewohnt sind. Erst die Straße entlang, dann durch den „Park der ewigen Herrlichkeit“ cachen wir uns vorbei am Denkmal für den Unbekannten Soldaten und dem Denkmal für die Opfer des Holodomor zum Höhlenkloster. Dort treffen wir auf andere Cacher aus unserer Gruppe.  So glänzend und golden die Kirchen innen und außen sind, so unspektakulär finde ich die „Höhlen“ ansich. Aber gesehen haben muß man das schon mal.

Immerhin sieht man von Weitem zum ersten Mal die Mutter-Heimat-Statue. Da das Museum Montags geschlossen hat, ist der Besuch erst für den Mittwoch eingeplant. Also ist der weitere Plan, etwas zu cachen und dann mit dem Bus zur Haltestelle Poshtova Ploshcha zu fahren. Dort bringt uns die Funikular (Standseilbahn) den Berg rauf. Oben gibt es neben Gebäuden wie dem wuchtigen ukrainischen Außenministerium und einigen Kirchen einen Wherigo, der sich mit dem Alt-Kiewer Berg und der Geschichte Kiews beschäftigt.

Die exzellente App Easyway zeigt sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel an und funktioniert im Gegensatz zu Google Maps zuverlässig. Die Fahrt im Bus Nummer 62 kostet 3 UAH (ca. 10 Cent) und der Bus ist dermaßen voll, daß wir gerade so reinpassen. Gut erzogen wie wir sind, wollen wir natürlich für unsere Fahrt bezahlen. Da der Fahrer aber keinerlei Anstalten macht, stellen wir uns aufs Schwarzfahren (das wohl umgerechnet 2 Euro Strafe gekostet hätte) ein. Doch haben wir die Rechnung ohne eine Schaffnerin gemacht, die sich in wirklich jede Ecke des Busses zwängen kann. Schließlich müssen alle Fahrgäste ordnungsgemäß ein Ticket bekommen, das, um ganz sicher zu gehen, auch noch entwertet wird.

Nachdem wir einige Zeit mit dem Wherigo zubringen, fahren wir wieder mit dem Bus zum Hotel zurück. Die Metro ist zwar wesentlich schneller, es gibt aber nur 3 Linien, die nicht immer dort hinfahren, wo man gerade hin will. Was gestern noch unbekannterweise gegessen wurde, georgisches Essen nämlich, wird heute ganz bewußt angesteuert. Das Restaurant Чачапурі \ Чачапури („Chachapuri“) sollte uns noch mehrfach verköstigen.

Impressionen aus Kiew Teil 1

Wie unsere Reise weitergeht, kannst du in Teil 3 von „GoEast 2017 – Von Leipzig nach Tschernobyl“ lesen.

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