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Trotz Corona: Geocaching-Urlaub in Polen – Teil 4

Ich war in diesem Sommer in Polen unterwegs. Aufgrund der Länge der Reise und der Menge an Eindrücken, habe ich mich entschlossen, diesen Bericht in mehrere Beiträge aufzuteilen. Hier gehts zu Teil drei.

Ach ja: Ich verwende normalerweise die deutschen Namen der Orte. Auch wenn sie inzwischen anders heißen, sind sie doch vielen unter ihren deutschen Bezeichnungen geläufiger. Die wenigsten meiner Leser werden beispielsweise schon einmal etwas von Bydgoszcz gehört haben, Bromberg dürfte aber vielen ein Begriff sein. Danzig sowieso (und damit meine ich nicht den ehemaligen Sänger der Misfits).

Tag 12: Lodz – Breslau – Lagow

Ich habe kein Frühstück im Hotel gebucht, daher checke ich direkt um 8 Uhr aus und fahre zum ersten Cache des Tages und gleichzeitig letztem Cache in Łódź, einem Virtual. Eine der Aufgaben ist mir vor Ort mir nicht komplett klar. Da aber auch nach mehreren Monaten keine Antwort des Owners kam, scheine ich sie doch richtig verstanden zu haben.

Ach ja: Die Stadt Łódź spricht sich übrigens nicht, wie viele annehmen und Vicky Leandros gesungen hat, „Lodsch“, sondern „Wudsch“. Das L mit Schrägstrich (Ł) spricht sich im Polnischen wie ein W. Ich hatte auf der kompletten Reise immer wieder den Eindruck, dass man bspw. einem Kellner sehr einfach zeigen kann, dass man nicht nur ein Tourist ist, sondern sich auch etwas mit dem Land beschäftigt hat. Auf die Frage, in welcher Währung man mit Karte bezahlen will, einfach mal mit „Swote“ (für Złoty) antworten.

Da ich ohne Umwege, die natürlich eingebaut sind, heute fast 400 Kilometer vor mir habe, mache ich mich auf den Weg nach Breslau (pol. Wrocław). Die Innenstadt habe ich bereits 2017 besucht, 2019 habe ich die Stadt nur gestreift. Heute halte ich mich vor allem auf der Dominsel auf, weil es dort neben einer schönen Labcache-Runde auch einen witzig gemachten Tradi und einige andere Dosen gibt.

Bevor es weiter geht, suche ich noch einen Parkplatz in der Nähe des „Pomnik Anonimowego Przechodnia“ (Denkmal des anonymen Passanten), um den dortigen Virtual zu lösen. Noch auf dem Weg zurück zum Auto schicke ich die Email mit der Lösung und erhalte die Logfreigabe.

Nach einem weiteren Tradi an einem sowjetischen Militärfriedhof (ja, viele Friedhöfe auf dieser Tour…) stehe ich doch tatsächlich im allerersten Stau auf dieser Reise, den ich erstmal auch gar nicht umfahren kann! Als die Vollsperrung aufgehoben ist, wird der Verkehr flüssiger, ich nehme trotzdem die nächste Ausfahrt und fahre über Land weiter. Denn mein nächstes Zwischenziel, eine kleine Stadt namens Kąty Wrocławskie, ist nicht mehr weit weg. Hauptsächlich fahre ich dort wegen des Virtual Caches hin, der gar nicht so schwer ist, wie ich ursprünglich dachte.

Kurze Zeit später bin ich wieder auf der Autobahn und fahre, von einem kleinen Schlenker nach Lauban (pol. Lubań) für einen schnellen Virtual abgesehen, bis nach Łagów zum Hotel durch. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, fahre ich auf die deutsche Seite nach Görlitz. Neben den Labcaches und Tradis habe ich hier von der vorherigen Reise noch den Rest des Stolpersteine-Multis offen, den ich heute abschließen kann.

Nach einem – wie erwartet – sehr leckeren Abendessen, endet dann dieser Tag.

Tag 13: Lagow – Żagań – Lubin

Bevor es morgen wieder nach Hause geht, habe ich mir für heute die Gegend zwischen Żagań und Lüben (pol. Lubin) vorgenommen, die voller Geschichte ist. Ich war schon mehrfach in Żagań, aber inzwischen gibt es dort einen sehr interessanten Virtual, der sich mit der dem Kriegsgefangenenlager Stalag Luft III und vor allem mit dem Ausbruch beschäftigt, der Vorbild für den Film „Gesprengte Ketten“ wurde. Auch wenn ich das Lager und auch das Museum schon kenne, zeigen mir die Stationen des Caches mal wieder Ecken, in die ich sonst nicht gekommen wäre.

Ich cache mich langsam nach Lubin. Auf dem Weg gibt es einige wenige interessante Caches, mal eine nette Bastelei, mal ein überraschendes Final. Vor allem fahre ich aber nach Lubin, weil es dort einige Labcaches gibt, die sich mit den Resten der deutschen Zeit dort beschäftigen und einige schöne Häuser vom Anfang des 20. Jahrhunderts zeigen. Die anderen Labcaches beschäftigen sich mit den Unruhen vom August 1982, als Sicherheitskräfte der damaligen kommunistischen Regierung auf Demonstranten schossen und neben mehr als zehn Verletzten auch drei Menschen töteten.

Das liest sich alles relativ kurz, dauert aber im Endeffekt nahezu den ganzen Tag. Nach dem Besuch eines Virtuals mit einem alten sowjetischen T-34 Panzer, fahre ich zurück nach Zgorzelec.

Und noch einen lange begonnenen Multi kann ich endlich loggen: 🇵🇱Dom Kołodzieja – 🇩🇪Stellmacherhaus – 🇬🇧 war ein mittelschweres Drama. Da ich vor einigen Jahren in genau diesem Hotel übernachtet habe, hatte ich noch Fotos und konnte den Multi direkt nach Publish daheim lösen. Als ich wenig später vor Ort war, war der Petling weg und der Cache disabled. Vor zwei Tagen nahm ich dann erst den falschen Weg, dann fand ich die doch relativ einfache Dose nicht. Bevor es zurück ins Hotel geht, fahre ich noch einmal vorbei und habe den Cache (natürlich!) mit dem ersten Griff in der Hand.

Tag 14: Lagow – Stuttgart

Der heutige Tag läuft ähnlich ab, wie jeder Tag, an dem es zurück nach Hause geht. Ich gehe tanken, noch schnell im Supermarkt einkaufen und dann ruft die Autobahn in Richtung Heimat. Natürlich fahre ich nicht am Stück durch, sondern suche zur Abwechslung noch ein paar Dosen. Zumindest bis Dresden habe ich mir noch etwas vorgenommen, denn hier gibt es an der Autobahn neben einigen Lückenfüllern auch noch ein paar sehr interessante Angelcaches. Vor allem ein Autobahn-Multi mit Angel-Final und Bonus hat es mir angetan. Allein ist der Cache definitiv schwerer als mit Beifahrer, aber die GoPro leistet gute Dienste. Nach einer ausführlichen Auswertung spaziere ich mit der Angel bewaffnet zum Final und zum Bonus.

Ein paar Mal halte ich noch an, dann gebe ich Gas und dieser Urlaub findet sein Ende.

Tipps (Sprache, Geld, Verkehr etc.)

Ich bin eigentlich überall mit Englisch, manchmal sogar mit Deutsch durchgekommen. Ansonsten muss man eben auch mal Hände und Füße verwenden.

Ich habe zur Sicherheit für ungefähr 100 Euro am Automaten Złoty gezogen, allerdings erst am sechsten Tag, als ich von Danzig nach Rastenburg gefahren bin. Vorher habe ich Bargeld quasi nie benötigt, außer um mal ein paar Minuten Parkgebühren zu begleichen. Dafür hatte ich aber noch etwas Kleingeld von vorherigen Reisen übrig.

Kreditkarten werden ansonsten fast überall akzeptiert. Ich habe seit einigen Jahren eine Mastercard von Revolut, in der ich ein Konto in Złoty angelegt habe. Vor (und zur Not auch während) jeder Reise wechsle ich einen Betrag um und kann im jeweiligen Land wie „daheim“ bezahlen. Ich muss keine Kurse beachten und brauche auch keine Angst haben, in irgendwelchen Wechselstuben abgezockt zu werden.

Tipp: Wenn du gefragt wirst, ob du in der lokalen Währung oder in Euro zahlen willst, unbedingt immer die lokale Währung auswählen! Anderenfalls werden gerne mal Wechselkurse zu deinen Ungunsten verwendet.

Autobahnmaut in Polen lässt sich sowohl bar, als auch mit Karte und in Euro oder Dollar (jeweils nur Scheine, Rückgeld in Złoty) bezahlen. Die Fahrt von Berlin nach Danzig kostet etwa 60 Złoty (ca. 13 Euro) für die Autobahnen A2 und A1. Alle anderen Autobahnen dieser Reise waren mautfrei.

Wer in Polen mit einem Auto unterwegs ist, dessen Halter er nicht ist, benötigt eine „Ermächtigung zur Nutzung eines Fahrzeugs“, die man sich zweisprachig bei der polnischen Botschaft downloaden kann.

Einschränkungen durch Corona

Natürlich gab es Besonderheiten aufgrund der Corona-Pandemie. Allerdings waren diese für mich nicht weiter schlimm. Wie aus Deutschland gewohnt, gab es eine Maskenpflicht in Geschäften, dem öffentlichen Nahverkehr und öffentlichen Bereichen in Hotels. In vielen Geschäften durfte sich nur eine maximale Anzahl Menschen gleichzeitig aufhalten, was gelegentlich zu kleineren Schlangen vor der Tür führte.

In den von mir gebuchten Hotels wurde mal ein vorbestellbares Frühstück statt eines Buffets angeboten, mal gab es Buffet, der Teller wurde aber von einem Kellner beladen und mal gab es ein Buffet, man durfte sich sein Essen aber nur mit Maske und Handschuhen zusammenstellen. Alles in Allem keine wirklichen Einschränkungen.

Fazit

Diese Reise hat sich zu keiner Zeit wie ein Ersatz angefühlt, das war vielleicht das Wichtigste. Polen ist generell ein schönes Land, Urlaube dort sind günstig und nicht jede Ecke ist von Touristen überlaufen. Aber Masuren bzw. der südliche Teil des ehemaligen Ostpreußens ist landschaftlich eine der schönsten Gegenden, die ich bisher bereisen durfte. Quasi als Bonus gibt es haufenweise Geschichte aus verschiedenen Epochen, sehr gutes Essen und den einen oder anderen Cache. Leider war es nicht möglich, auch Königsberg und andere Teile der russischen Exklave Kaliningrad zu besuchen, sonst hätte ich das sicher getan. Immerhin war mein Handy mal im russischen Netz eingebucht 🙂

Was mir dieser Urlaub mal wieder gezeigt hat: Viele Cacher vergessen, im Urlaub auch mal zu entspannen. Klar, ich habe auch oft Lust darauf, ohne Ende zu cachen und kann dann nicht mehr aufhören. Aber wenn man seine Planung – der man sowieso nicht gezwungen starr folgen sollte – durch hat, sollte man auch einfach mal nichts tun. Die Umgebung genießen, nicht von Dose zu Dose hetzen. Und wenn man mal um 17 Uhr im Hotel liegt, dann ist das eben auch mal so. Ich jedenfalls konnte trotz einiger Funde, vieler Impressionen und nicht zuletzt auch vieler Kilometer auf der Straße super entspannen.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!